Als ich 1991 wie fast jeden Freitag wieder in der Papageienstation in Bremerhaven ankamen, um beim Saubermachen zu helfen, sass Stuka in der Krankenstation im Krankenkäfig. Die anderen Amazonen der Gruppe hatten ihn ausgestossen und kräftig gebissen. Ich parkte die damals noch junge Blaustirnamazone Ricco in seinem Transporter neben Stuka. Sonntag Nachmittag stellte ich zu meiner Verblüffung fest, dass die zwei sich offensichtlich mochten und wollte Stuka mit nach Hause nach Hannover nehmen. Die Besitzerin der Station schlug die Hände über´m Kopf zusammen: ich hatte einen kleinen Sohn, der vor dem Vogel nicht sicher war. Aber es war klar, dass Stuka lieber am Familienleben teilhaben wollte als in der Anlage bleiben. Wer hätte das bei seiner Vorgeschichte gedacht?!?! Ich setzte mich durch! Stuka sollte eine geräumige Voliere und eine Familie bekommen.
Drei tage sass er eingesperrt bei mir in der Zimmervoliere, bis es mir reichte! Mit einer Blumendusche und einer zusammengerollten Zeitung bewaffnet, machte ich das „Dach“ der Voliere auf. Ricco erwartete ihn schon. Ein gegenseitiges „Geblitze“ mit den Augen, Schwanzfächern und Gefieder aufplustern... alles nur Angabe. Lora senkte den Kopf und liess sich – endlich – hingebungsvoll von Ricco kraulen. Seit diesem Morgen ist Lora´s Aggression wie weggeblasen; er hat sich aber eine Reserviertheit dem Menschen gegenüber bewahrt. Auch nach so vielen Jahren darf ich den Vogel immer noch nicht anfassen, was mich nicht weiter stört. Lora hat sich zu einem ausgesprochen charakterstarken, liebenswerten, intelligenten, musikalischen (Klassik), und sturen (!!) Mitbewohner entwickelt, der zweifelsfrei der Alphavogel in diesem Haushalt ist - Menschen eingeschlossen.
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