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Die Loras

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Lebens- und Leidensgeschichte eines Graupapageien

Rockys Ankunft in Hannover

Ein zitterndes Bündel Angst im Februar 1995

Nie werde ich diesen Tag im November vergessen: meine Frau Rica und ich saßen in der warmen afrikanischen Sonne, satt von Beeren, Grassamen und zwei Heuschrecken als Leckerbissen. Als wir zum Schlafbaum starten wollten, verspürte ich einen heftigen Ruck. Mein Fuß hatte sich in einer Schlinge verfangen. So sehr ich auch zappelte, ich konnte mich nicht befreien. Ich schrie nach meiner Frau, als plötzlich zwei riesige Gestalten einen dunklen Sack über mich stülpten. Rica war schnell genug weg geflogen. Ich hatte panische Angst, biss um mich, damit die großen Tiere mich losließen, aber sie drückten nur noch fester zu und mir wurde die Luft knapp. Ein rasender Schmerz fuhr mir vom Fuß durch den gesamten Körper: eine Zehe war abgerissen worden. Ich wurde in eine Holzkiste zu vielen anderen Graupapageien gesperrt. Hier war es viel zu eng für uns alle, stickig und stockdunkel. Nach unendlichen Stunden wurde die Hitze unerträglich!! Wir hatten Hunger und Durst – das Futter reichte nicht einmal für die Hälfte von uns. Die unbekannten Geräusche machten uns Angst, wir konnten nichts sehen und die Luft wurde immer schlechter: ein Freund nach dem anderen starb.

Auf dem tagelangen Transport nach Europa mussten wir auf den Toten stehen, die noch Lebenden fingen aus Verzweiflung, Stress, Panik und Angst vor dem Hungertod an, die toten Körper anzunagen.

Beim Großhändler angekommen, mussten wir bittere Antibiotika im Futter fressen, die unseren Organismus schlauchten. Hier starben ca. 80% der Vögel an Schwäche und Entkräftung, oder sie verhungerten weil sie die Futteraufnahme schlicht verweigerten.

Eine Blaustirnamazone aus Südamerika erzählte mir mit Flügel und Füßen, dass ihr Mann halb tot geschlagen und liegen gelassen wurde, als er das Nest gegen die Fänger verteidigen wollte. Ihre Jungen kamen in einen winzigen Drahtkorb und ihr selbst wurde der rechte Flügel zur Hälfte abgehackt, weil sie einem der Männer aus Protest ins Gesicht flog !

Nach einer schier endlosen Odyssee – ich wohnte innerhalb weniger Monate bei mehreren Händlern und Züchtern – bekam ich ein Zuhause. Dachte ich! Der Käfig war so klein, dass ich den Kopf nur zwischen den Schultern halten konnte. Die Sitzstange war vollkommen rund, glatt und schrecklich hart. Ich musste mich immer krampfhaft festhalten weil meine Füße abrutschten. Innerhalb kurzer Zeit waren sie wund und bekamen Druckgeschwüre. Und das Futter!! Igitt!! Ranzige, alte Körner, die ich nicht kannte. Die Erdnüsse schmeckten mir noch am besten von allen, etwas muffig vielleicht. Wie konnte ich ahnen, dass der muffige Geschmack von Schimmelpilzen kommt, die sich bei uns Papageien im Luftsacksystem und Lunge unbemerkt ausbreiten und uns zum Ersticken bringen können ?? Die Aspergillose ist nicht heilbar – man kann die Krankheit lediglich eindämmen, wenn sie früh genug erkannt und behandelt wird
.
Ich stand in einem Raum ohne Sonne, nur von links kam etwas Licht durch die Tür. Den ganzen Tag war ich allein – keine Waldgeräusche, keine Gespräche auf papageiisch. Ich wusste schon bald nicht mehr, wie es im Urwald klingt. Monatelang. Das konnte doch nicht sein?! Ich sagte diesen schnabel- und federlosen Wesen (man nennt sie Mensch) Bescheid. Es passierte nichts. Nach einiger zeit sagte ich noch einmal etwas. Wieder nichts. Vielleicht war ich nur zu leise? Ich schrie so laut ich nur konnte und so lange ich konnte. Plötzlich kam ich dort weg! Endlich!! Zu vielen anderen Papageien in eine Aussenvoliere. Ich freundete mich mit Bonnie an, eine entzückende junges Graupapageienmädel aus meiner afrikanischen Nachbarschaft sogar. Wir mochten uns sehr gern und bekamen im Sommer einen Nistkasten. Bonnie legte auch Eier, die aber unbefruchtet waren. Im Nächsten Sommer hatten wir leider wieder keinen Nachwuchs. Im Jahr drauf kam der Mensch mit seinem Käscher, fing mich ein und sperrte mich in eine enge, dunkle Kiste (das kannte ich nun schon zur Genüge). OHNE Bonnie!! Ich hörte sie noch verzweifelt rufen... dann nichts mehr.

Wieder ein neues „Zuhause“ ganz allein im winzigen Käfig in dem ich gerade vier Schritte nach links und vier Schritte nach rechts tun konnte. Wieder das ekelhafte Futter. Das Wasser war meistens schon
grün bevor es gewechselt wurde – wenn überhaupt. Oft hatte ich tagelang schrecklichen Durst. Ich durfte den Käfig nicht verlassen, nicht ein einziges Mal. Was hätte ich darum gegeben, die Flügel auszubreiten und mich in meinem Element tummeln zu dürfen. Wieder sagte ich Bescheid. Wieder schrie ich. Der Mensch schlug mit lautem Getöse gegen den Käfig, goss mir kaltes Wasser ins Gesicht. Warum?? Ich sprach sogar in seiner eigenen Sprache. Nichts geschah. Da schrie ich weiter. Und bekam plötzlich kein Futter! Warum?? Verstehen die Menschen mich nicht? Ich musste bestimmt viel lauter schreien. Nun kam ich raus. Der Mensch schlug mich. Immer und immer wieder. Diese Schmerzen, diese Angst ! Ich habe ihm doch nichts getan, oder?

Innerhalb von 15 Jahren bin ich 18 mal umgezogen; ständig neue Menschen, die ich lernte zu fürchten, zu misstrauen und zu hassen. Ein Käfig war schlimmer als der vorherige. Die Luft trocken und stickig, der Himmel ewig weit weg. Und nie einen Papageienfreund. Bei der letzten Familie hielt ich es nicht mehr aus. Die Enge und Einsamkeit erdrückten mich und ich sehnte mich nach frischem Obst und nur ein Wort „Papageiisch“. Aus Langeweile fing ich an, mir die Federn anzuknabbern. Sie bemerkten es nicht. Ich riss mir alle Federn aus. Sie verstanden mich immer noch nicht. Da biss ich mir ein Loch in die Seite unter dem Flügel bis Blut kam. Ob sie mich jetzt endlich verstehen ? So maßlos dumm kann doch kein Lebewesen auf der Erde sein! Nun verstanden sie mich endlich. Den Papageiengöttern sei dank.

Sie brachten mich zum Tierarzt. Da er kein auf Papageien spezialisierter Tierarzt war, wußte er nicht, was mir fehlte. Er passte mir einen Kragen an, der aber falsch angelegt wurde. Ich konnte mich kaum rühren, geschweige dann schlafen. Ich bekam noch eine Verlegenheits-vitaminspritze und der Halter die Empfehlung, mich zu Menschen zu bringen, die sich mit Papageien auskennen.
 

Rocky blutet

In diesem Zustand kam Rocky bei mir an. Es grenzt
an ein Wunder, dass er nicht verblutet ist.

Ein letztes Mal zog ich um. Diesmal von Stuttgart nach Hannover. Dort angekommen, traute ich meinen Augen kaum: so viele andere Papageien! Aus allen Kontinenten! Und Graupapageien, mit denen ich reden konnte. Ich konnte mein Glück kaum fassen. Aber zuerst musste ich gesund werden. Viele male war ich beim Tierarzt, der nach sechs Monaten mit seinem Latein am Ende war. Dann folgte eine homöopathische Behandlung und ich spürte, wie endlich die Schmerzen nachließen und die Haut hörte auf, so entsetzlich zu jucken.
 

Die Frau und der Junge behandelten mich sehr vorsichtig und ich fasste allmählich Vertrauen zu ihnen. Das Loch wuchs langsam zu und ich fand abermals eine Freundin. Wir wohnten in einer schönen großen Voliere mit Sitzstangen aus Kirschholz. Die konnten wir wunderbar abknabbern. Bei gutem Wetter kamen wir nach draußen an eine geschützte Stelle unter den Apfelbaum in den Halbschatten; wie schön, endlich mal die Sonne zu spüren, eine Brise durchs Gefieder pusten zu lassen!! Es gab gründlich gewaschenes frisches Obst und Gemüse und manchmal warme Kartoffeln oder Nudeln ohne Salz. Die Körner waren erstklassig (aber ohne Erd- und Zirbelnüssen.... na ja, kann Vogel auch mit leben). Meine Freundin Cora durfte regelmäßig in der Wohnung fliegen, aber ich konnte nicht, denn meine Federn wuchsen durch das lange Rupfen nicht mehr.

Damit es uns nicht langweilig wurde, hingen reichlich Papageienspielzeuge in der Voliere.

Aber nach sieben Monaten musste ich doch für immer gehen: die schlechten Haltungsbedingungen der Vergangenheit forderten ihren Tribut.
 

Rocky und Cora

Nun meine letzte Bitte an die Menschen: kaufen Sie Ihre Papageien nur bei seriösen Züchtern, die aus Liebe zum Vogel züchten und nicht des Geldes wegen. Nur so werden Rica, Bonnie und alle in freier Wildbahn lebenden Papageien von diesem Schicksal verschont und unserem Erdball erhalten bleiben. Mein Tod wäre dann nicht umsonst gewesen.

Rocky.
Gestorben am 10.09.1995

Autorin stellvertretend für Rocky: J-L Schiemann                                                   Post Scriptum

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