Am 10. September 1995 war es plötzlich sehr still im Wohnzimmer. Keiner der Papageien gab ein Laut von sich. Besorgt lief ich hin. Rocky saß auf dem Boden seines Käfigs und schaute mich ganz ruhig an. Da wußte ich: es ist soweit, Rocky will gehen. In diesem Moment fühlte ich keine Panik oder Angst; nur Ruhe und tiefen Frieden. Ich nahm Rocky in die Hand und ging mit ihm ins Schlafzimmer ans Fenster. Er schaute in den Garten und auf den Kirschbaum, drehte den Kopf zu mir, holte noch einmal tief Luft und schlief ein. Ich schwöre, dass ich spürte, wie seine Seele davonflog.
Wir begruben ihn unter den Kirschbaum. Er wurde nicht seziert.
Frühjahr 2009 Damals wurde mir vorgeworfen, ich hätte Rocky zu einem Versuchskaninchen degradiert, um meinen Ehrgeiz zu befriedigen und er hätte längst eingeschläfert werden müssen. Das sind harte Worte, die ich heute nach 13 Jahren reflektiere. Ehrgeiz? Ja, denn ich wollte diesen Papagei unter allen Umständen gesundpflegen. Versuchskaninchen? Vielleicht. Ich denke, ohne innovatives Handeln und Mut, Neues zu probieren, würden wir wohl noch in Höhlen leben.
Nie und zu keiner Zeit hatte ich den Eindruck, dass Rocky leidet! Wäre dies der Fall gewesen, hätte ich ihn sofort einschläfern lassen. Obwohl, das ist leichter gesagt als getan. Jeder Tierhalter, der so lange und intensiv um ein Tier gekämpft hat, der so eine innige Bindung zu eben diesem Tier aufgebaut hat, kann es nicht “einfach so” gehen lassen. Der Kopf sagt: ja. Und das Herz?
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