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Die Loras

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“Gassigehen” mit Papageien?

Loras im Baum

Im Laufe eines Beratungstermins mit Fr. Niemann bei mir zuhause erwähnte ich beiläufig die Langeweile, die mich während der langwierigen Heilung meiner gebrochenen Rippen plagte. Ich war festgenagelt in der Wohnung, zur Untätigkeit verurteilt und mir fiel die Decke auf den Kopf. „Sehen Sie, so geht´s unseren Heimvögeln jahrzehntelang; gehen Sie doch mit Ihren Papageien spazieren! Eine halbe Stunde reicht völlig,“ erhielt ich als Ratschlag. Mit Papageien spazieren gehen? Ich war verblüfft – der Gedanke ist mir noch nie gekommen! Die Idee war absolut richtig!

Meine Papageien leben jahrein, jahraus in der ewiggleichen Umgebung. Es gibt zwar regelmäßig frische Äste und ab und zu neues Spielzeug, aber sonst? Wirklich neue Eindrücke sind das nicht. Und die Aussicht vom Balkon hat sich in den letzten fünf Jahren auch nicht verändert. Warum also nicht mal mit den Vögeln einen Spaziergang machen? So fünfzehn bis zwanzig Minuten würden die Rippen schon erlauben, und bei der Gelegenheit könnte ich ja gleich Grünzeug sammeln.

Am nächsten Tag wollte ich als erstes mit meinem Rostkappenpapageienpärchen los. Sie sind unerschrocken, mutig, fürchten sich vor nichts und würden sich auch bestimmt nicht am Transportkäfig stören, der ansonsten nur Schlechtes bedeutet: Besuch beim Tierarzt oder Inhalationstherapie. So war´s dann auch, die beiden ließen sich ohne Umstände hineinsetzen, und wir gingen los. 
 

Bernies im Transporter auf der Wiese

Es war schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, mit dem Käfig in der Hand durch unser Wohngebiet zu laufen, und ich überlegte mir – innerlich grinsend – was wohl den Nachbarn bei unserem Anblick durch den Kopf gehen würde .

Die Rostkappen kommentierten stimmgewaltig und wortgewandt alles, was sie unterwegs sahen: Mütter, Kinder, Spaziergänger mit Hund und der aufdringliche Schmetterling, der um den Transporter flatterte, als sie im Gras standen. Nach einer kurzen Pause auf der Bank machten wir uns mit dem gesammelten Grünzeug auf den Heimweg. Zu hause angekommen wurde sich ausgiebig – auch gegenseitig – geputzt und noch mal das Erlebte in allen Einzelheiten erzählt. Meine Rostkappen gingen an diesem Abend hundemüde und glücklich zu Bett.

Meine zwei Blaustirnamazonen (LoraLinz und LoraSchiemann sind beide flugunfähig  und stockzahm – (nicht handzahm). Sie wollten nun überhaupt nicht in den Transporter – auch nicht mit noch so viel Zureden! Wer geht schon freiwillig zum Tierarzt?!  Na gut, da musste ich mir etwas überlegen. Damit sie sich an den Käfig gewöhnten, ließ ich ihn einfach kommentarlos neben der Voliere auf den Fußboden stehen und kümmerte mich nicht weiter darum. Es dauerte nicht lange, und LoraLinz musste sich das Ding denn doch mal näher anschauen, zudem da ein Spielzeug drin lag, das sie nicht kannte. Meine Rechnung ging auf, erst kletterte der eine Vogel runter, dann der Zweite und sie saßen einige Stunden auf dem Transporter, ohne dass ihnen etwas „passierte“.

Am nächsten Morgen wiederholte ich die Sache, diesmal draußen auf dem Balkon. Der Transporter wurde von den Amazonen als ungefährlich eingestuft. Dachte ich. Denn als ich sie zum Spaziergang hineinsetzen wollte, weigerten sie sich beharrlich. Ich musste mir wieder eine List einfallen lassen, setzte die Amazonen auf den Transportkäfig statt rein und ging mit ihnen aus der Wohnung. Das unbekannte Treppenhaus war den Vögeln dann doch nicht geheuer, und sie gingen von allein in den Transporter. So einfach war das.
 

Vorbereitung draussen
Vorbereitung für Ausflug

Auch die beiden staunten nicht schlecht, dass es nicht ins Auto ging, sondern ins Grüne! Ich wählte für den ersten Ausflug einen alleinstehenden Apfelbaum, der freundlicherweise auch niedrig hängende Äste hatte. Der frei stehende Baum war insofern günstig, weil ich eine gute Rundumsicht hatte und eventuelle frei laufende Hunde frühzeitig sehen würde. Die Baumkrone bot Schutz von oben, denn ich wollte meine Papageien nicht gleich mit so viel Freiheit auf einmal überfordern, schließlich waren sie seit mindestens 10 Jahren nur in der Wohnung – bestenfalls auf den Balkon; oder beim verhassten Tierarzt, aber die Ausflüge zählen nicht wirklich. Loras unter Baum


Nach ungefähr 10 Minuten öffnete ich die Klappe und wartete ab. LoraLinz kletterte fast sofort raus, schaute sich interessiert um und lockte ihren zurückhaltenden Freund, der dann etwas zögerlich den Käfig verließ. Ganz geheuer war ihm das nicht: keine Wände! Dafür jede Menge Luft, Sonne, Wind und ein ziemlich aufdringlicher Schmetterling (der von gestern?). LoraSchiemann entspannte sich
zusehends, betrachtete die Gegend und knabberte an Grashalmen; LoraLinz schaute inzwischen schon sehr interessiert nach oben in den Baum. Da die Amazonen keinerlei Anzeichen von Angst oder Unbehagen zeigten, beschloss ich, sie auf den untersten Ast zu setzen. Ich schwöre: die Amazonen haben gelächelt! Es arbeitete förmlich in ihren Köpfen: „Der Ast bewegt sich ja! Was krabbelt denn da? Ein Käfer? Kann Papagei das essen? Was bist Du denn für ein Vogel?“ Mir ging das Herz auf, als ich in ihre Gesichter sah!
 

Wie gut, dass ich daran gedacht hatte, den Stock mit zu nehmen, denn LoraLinz hatte nichts besseres zu tun, als in Windeseile nach oben zu klettern! Ich konnte gerade noch so den Vogel mit dem Stock „einfangen“; das Kommando „Auf“ kennt sie noch nicht – das müssen wir dringend noch auf den Therapieplan setzen. Fast hätte ich noch mit drei kaputten Rippen in den Apfelbaum klettern müssen.... Die Spaziergängerin, die wir auf dem Heimweg trafen, meinte: „aha, Papageiengassi nennt man das, gell?“ Recht hat sie. Auch die Amazonen gingen an diesem Abend müde und glücklich schlafen.

Obwohl die Amazonen nicht fliegen können, muss ich sie äußerst aufmerksam beobachten. LoraLinz z.B.  musste natürlich beim nächsten Ausflug wieder außer Reichweite klettern; ich schaute meinem Sohn gespannt zu, wie er im Baum dem Vogel hinterher kletterte und achtete ganz kurz nicht auf LoraSchiemann. Er nutzte die Gelegenheit, um durchs Gras zu laufen und fand eine Zigarettenkippe! Es ist also größte Aufmerksamkeit des Halters gefragt. 
 

Lora S. im Baum Lora L. im Baum

punkt11Wer seine flugunfähigen (!) Vögel frei laufen läßt, sollte Folgendes beachten:

punkt11 Vorsichtige Annäherung der Papageien an den Transportkäfig;

 Der richtige Zeitpunkt: denn während der Siesta wollen die Vögel ihre Ruhe;

punkt11 Busch oder Strauch zum Klettern aussuchen;

punkt11 Kommando „Auf“ muss unbedingt vom Vogel beherrscht werden;

punkt11 beim Laufenlassen auf Zigarettenkippen und sonstigen Müll achten, der den Papageien schaden   könnte;

punkt11 Ausschau nach frei laufenden Hunden halten;

punkt11 auf Kinder achten, die plötzlich die Finger zu den Vögeln ausstrecken;

punkt11 auf plötzlichen Lärm gefasst sein.

Seitdem ich regelmäßige Ausflüge mit den Papageien mache, sind sie ausgeglichener, zufriedener, aktiver und nehmen deutlich mehr Anteil am Geschehen um sie herum. Vorher saßen vor allem die Amazonen fast den ganzen Tag träge und dösend in oder auf der Voliere – bestenfalls knabberten sie lustlos am Spielzeug; und fraßen aus lauter Langeweile.

Sie bekommen jede Menge neue Eindrücke, die sie verarbeiten müssen, müssen sich mit fremden Menschen auseinander setzen und vor allem müssen sie sich bewegen! Mir ist aufgefallen, dass die Amazonen auf den Ausflügen sehr aufmerksam nach Feinden Ausschau halten, obwohl sie schon so viele Jahre in Menschenobhut leben. Die Instinkte sind keineswegs verkümmert.

Die Spaziergänge bekommen den Papageien ausgesprochen gut und machen wahnsinnigen Spaß; der Halterin ebenfalls – vielleicht sogar noch mehr als den Vögeln. Ich werde mir neue Transporter kaufen, nur für die Spaziergänge.

Ein ganz dickes Dankeschön an Fr. Niemann für die tolle Idee mit den Spaziergängen und die vielen anderen Tipps, die sie mir für meinen Rostkappenpapagei und meine Amazonen gegeben hat und die ich schon mit viel Erfolg umsetzen konnte.

 

Erschienen im WP Magazin 5/2005                     

Text und Fotos: Webmistress

 

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