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Im Sprechzimmer
Wie sollte nun die optimale Untersuchung verlaufen? Im Wesentlichen in 4 Phasen:
Phase 1: Der/die Tierarzt/ärztin (im folgenden der Einfachheit halber "Ta" genannt) empfängt Sie und Ihr Sorgenkind freundlich in gelöster und entspannter Atmosphäre und nimmt zunächst eine Anamnese (Vorgeschichte) auf:
- Art, Alter, Geschlecht, Name, Haltungsbedingungen (Paar, Schwarm, Innen/Außenvoliere), mit/ohne Familienanschluss, Kontakttiere bzw. Menschen, Freiflug, bereits vorhandene oder frühere Erkrankungen. Welche Medikamente wurden verabreicht? Frühere Operationen?
- Auffälligkeiten - seit wann und welche? (Hierüber können Sie sich schon Zuhause und in Ruhe Gedanken machen. ALLES - jede Kleinigkeit - ist wichtig!) z.B. Atemgeräusche, Schwanzwippen, Erbrechen, auffälliger Kot usw.
- Ernährung: Körnerfutter (evtl. eine Probe mitnehmen), welches Obst und/oder Gemüse; welches "Menschen"futter - ehrlich! Welche Leckerli und wie oft gegeben?
- Diese drei Punkte können Sie gut zuhause vorbereiten: Zettel! Durch einen ausführlichen und genauen Vorbericht können schon wichtige Hinweise gewonnen werden.
Phase 2 = Adspektion: (anschauen) nun folgt das Betrachten des Vogels. In dieser Phase wird der Vogel nur angeschaut, nicht berührt. Es werden Haltung, Verhalten, Körperbau, Gefiederzustand, Augen, Atmung und Extremitäten beurteilt.
Phase 3 = Palpation: (anfassen, untersuchen) die für Halter und Vogel unangenehmste Phase! Hierzu muss der Papagei herausgefangen (mit einem Handtuch! Kein Lederhandschuh!) werden und in der Hand des Ta´s oder Helfer/in gründlich untersucht werden. Der Ta untersucht: Ernährungszustand, Gefieder, Haut, Augen, Ohren, Nase und Nebenhöhlen, Schnabelhöhle, Kropf, Atmung, Bauch, Bürzeldrüse, Kloake, Extremitäten. Eine fachgerechte Untersuchung ist ohne Herausfangen NICHT möglich!!
Bis auf die Röntgenuntersuchung sollten Sie bei allen Untersuchungen im Sprechzimmer bleiben dürfen!! Es sei denn, Ihr Vogel verübelt Ihnen persönlich den Tierarztbesuch. Meine alte Amazone nimmt mir die Besuche beim Tierarzt höchst übel - ich muß draussen bleiben, damit er mich nicht “verantwortlich” macht.
Phase 4 = Diagnose und evtl. weitere Vorgehensweisen: der Ta hat sich ein Bild Ihres Papageien gemacht und stellt nun eine (vorläufige) Diagnose. Meist sind weitere Maßnahmen nötig. Diese können sein:
- Blutabnahme zur hämatologischen Untersuchung: je nach Menge und Verteilung der Blutzellen können Aussagen über den Gesundheitszustand des Vogel getroffen werden. Im Blut können Antikörper gegen Krankheiten und/oder Viren nachgewiesen werden. Für virologische Untersuchungen können auch Blut- Kloaken- oder Rachenabstriche und Federn in ein Speziallabor eingeschickt werden.
Viele Tä verfügen über ein Gerät zur klinisch-chemischen Untersuchung. Enzyme und andere körpereigene Stoffe können vor ort bestimmt werden und geben wertvolle Hinweise. In der Regel werden Enzyme der Leber und Niere untersucht. Diese beiden Organe sind bei Papageien am häufigsten betroffen.
- Röntgenuntersuchung: eine wichtige Untersuchung zur Abklärung von Veränderungen im Organ- und Skelettsystem, Herz, Leber, Nieren, Atmungs- und Luftsacksystem, Magen-Darm-Trakt, Harn- und Geschlechtsorgane. Manche Tä geben dem Papageien eine leichte Narkose. Zum Röntgen dürfen Sie NICHT mit!
- Bakteriologische und Mykologische (Pilze) Untersuchung werden aus der Kloake und/oder dem Rachenraum mit sterilen Tupfern entnommen. Je nach verdacht und/oder Diagnose können auch Proben aus Kropf, Augenschleimhäuten, Nase, Haut oder Federn genommen werden, die der Ta entweder selbst untersucht oder an ein Labor schickt.
- Parasitologische Untersuchung: wenn Sie Würmer bei Ihrem Vogel vermuten, nehmen Sie bitte an mindestens 3 aufeinander folgenden Tagen Kotproben. Wurmeier (selten die adulten [erwachsenen] Würmer) werden nicht täglich ausgeschieden. In der Apotheke bekommen Sie für wenig Geld Stuhluntersuchungsröhrchen mit einem praktischen Löffel am Verschluss.
Ektoparasiten ("Außen"Parasiten) im Gefieder, auf der Haut oder im Rachenraum sind recht selten, dürfen aber nicht außer Acht gelassen werden.
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